
US-Fluglotsen betteln um Spenden: Wenn der Staat seine wichtigsten Mitarbeiter im Stich lässt
Was für ein beschämendes Schauspiel bietet sich derzeit an amerikanischen Flughäfen: Hochqualifizierte Fluglotsen, die täglich für die Sicherheit von Millionen Passagieren verantwortlich sind, müssen nun mit dem Klingelbeutel durch die Terminals ziehen. Der seit Wochen andauernde Government Shutdown habe am 28. Oktober erstmals dazu geführt, dass diese kritischen Sicherheitskräfte keine Gehälter mehr erhalten hätten.
Betteln statt Fliegen sichern
An sage und schreibe 20 Flughäfen im ganzen Land verteilten die unbezahlten Fluglotsen Flugblätter und baten die Öffentlichkeit um Spenden. Gleichzeitig forderten sie die Passagiere auf, ihre Kongressabgeordneten zu kontaktieren und ein Ende des Shutdowns zu verlangen. Organisiert wurde diese verzweifelte Aktion von der National Air Traffic Controllers Association, die fast 20.000 Fluglotsen, Ingenieure und andere sicherheitsrelevante Fachkräfte vertritt.
Der Präsident der Vereinigung, Nick Daniels, traf sich mit Verkehrsminister Sean Duffy am New Yorker Flughafen LaGuardia zu einer Pressekonferenz. Daniels Worte sollten jeden aufhorchen lassen: "Amerikas Fluglotsen müssen sich jetzt darauf konzentrieren, wie sie Benzin in ihr Auto bekommen. Wie sie sich um ihre Kinder kümmern. Wie sie die Kinderbetreuung bezahlen." Diese existenziellen Sorgen würden das System weniger sicher machen, warnte er eindringlich.
Uber fahren statt Flugzeuge leiten
Die Situation sei so dramatisch, dass viele Fluglotsen mittlerweile Zweitjobs bei Uber, DoorDash und anderen Lieferdiensten angenommen hätten, um über die Runden zu kommen. Man stelle sich das vor: Hochspezialisierte Fachkräfte, die normalerweise den Luftraum überwachen und Kollisionen verhindern, liefern nun Pizza aus oder chauffieren Betrunkene nach Hause.
Verkehrsminister Duffy räumte ein, dass erfahrene Fluglotsen vielleicht noch einen fehlenden Gehaltsscheck verkraften könnten. Doch für die vielen neuen Lotsen in der Ausbildung sei dies verheerend. "Fast jeder Fluglotse kann es nicht ohne zwei Gehaltschecks schaffen", gab Duffy zu. Die Warnung könnte deutlicher nicht sein.
Politisches Versagen auf ganzer Linie
Besonders perfide: Am Dienstag scheiterte im Senat ein Gesetzentwurf, der kritischen Arbeitskräften wie Fluglotsen trotz des andauernden Shutdowns ihre Gehälter gesichert hätte. Die Demokraten stimmten geschlossen dagegen - ein weiteres Beispiel dafür, wie politische Grabenkämpfe auf dem Rücken derjenigen ausgetragen werden, die das Land am Laufen halten.
Die langfristigen Folgen dieses politischen Totalversagens seien noch gar nicht absehbar, warnte Duffy. Bereits jetzt hätten einige Auszubildende das Fluglotsen-Programm verlassen. Auch die Ausbilder an der Akademie erhielten keine Bezahlung mehr. In etwa einer Woche würden die Mittel für die Ausbildungsakademie komplett erschöpft sein.
Ein System vor dem Kollaps
"Dies kann wirklich Menschen aus einem Beruf vertreiben, in dem wir versuchen, mehr Personal aufzubauen, anstatt es zu reduzieren", mahnte der Verkehrsminister. Die Ironie könnte bitterer nicht sein: Während die Politik über Budgets streitet, bricht die kritische Infrastruktur zusammen. Flugverspätungen und Ausfälle häufen sich bereits, da unterbesetzte Tower nicht mehr genügend Personal haben.
Was hier geschieht, ist ein Lehrstück über die Dysfunktionalität moderner Politik. Statt sich auf die wesentlichen Aufgaben des Staates zu konzentrieren - wie die Gewährleistung der Sicherheit im Luftverkehr - verzetteln sich die Politiker in ideologischen Grabenkämpfen. Die Leidtragenden sind nicht nur die Fluglotsen, die nun um Almosen bitten müssen, sondern letztendlich alle Bürger, deren Sicherheit aufs Spiel gesetzt wird.
Wenn selbst die USA, einst Vorbild für Effizienz und Professionalität, ihre kritischsten Mitarbeiter derart im Stich lassen, sollte dies auch hierzulande als Warnung dienen. Ein Staat, der seine wichtigsten Funktionen nicht mehr erfüllen kann, hat versagt. Die Bilder bettelnder Fluglotsen an amerikanischen Flughäfen sind ein beschämendes Zeugnis dieses Versagens - und ein mahnendes Beispiel dafür, wohin politische Unfähigkeit führen kann.
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