
Putins Pokerspiel: Wie der Nahost-Konflikt dem Kreml in die Karten spielt
Während die Welt gebannt auf die dramatische Eskalation zwischen Israel und dem Iran blickt, reibt sich ein Mann möglicherweise die Hände: Wladimir Putin. Der russische Präsident könnte aus dem blutigen Konflikt im Nahen Osten unerwarteten Nutzen ziehen – zumindest vorerst. Doch der scheinbare Triumph könnte sich als Pyrrhussieg entpuppen.
Das schwarze Gold als Rettungsanker
Die jüngsten israelischen Luftangriffe auf iranische Atomanlagen haben nicht nur die geopolitische Lage verschärft, sondern auch die Rohstoffmärkte in Aufruhr versetzt. Der Preis für russisches Ural-Öl schoss binnen weniger Tage um satte 15 Prozent in die Höhe – ein unverhoffter Geldsegen für Moskaus klamme Kriegskasse.
Für Putin kommt diese Entwicklung zur rechten Zeit. Die russische Wirtschaft ächzt unter dem Gewicht der westlichen Sanktionen, und die Finanzierung des Ukraine-Krieges verschlingt Unsummen. Das für dieses Jahr prognostizierte Haushaltsdefizit könnte sich auf das Dreifache des ursprünglich geplanten Betrags belaufen. Allein im Mai brachen die Einnahmen aus Öl- und Gasexporten um mehr als die Hälfte ein – ein Schlag ins Kontor für eine Wirtschaft, die am Tropf der Rohstoffexporte hängt.
Die Farce des Preisdeckels
Der von der G7 verhängte Preisdeckel auf russisches Öl entpuppt sich zunehmend als zahnloser Tiger. Moskaus berüchtigte Schattenflotte – ein Sammelsurium rostiger Tanker unter exotischen Flaggen – umschifft die Sanktionen mit bemerkenswerter Dreistigkeit. Diese maritimen Geisterschiffe, ausgestattet mit verschleierten Eigentümerstrukturen und dubiosen Versicherungen aus Nicht-EU-Staaten, transportieren weiterhin russisches Öl nach China und Indien.
Je höher der globale Ölpreis klettert, desto lukrativer wird dieses Schattengeschäft. Die westlichen Sanktionen, einst als scharfes Schwert gegen Putins Kriegsmaschinerie geschmiedet, erweisen sich als stumpfe Waffe.
Trump spielt Putin in die Hände
Als wäre das nicht genug, bröckelt auch der politische Wille zur Verschärfung der Sanktionen. US-Präsident Donald Trump ließ beim G7-Gipfel in Kanada die Katze aus dem Sack: "Vergessen Sie nicht, dass Sanktionen uns eine Menge Geld kosten. Wenn ich ein Land sanktioniere, kostet das die USA eine Menge Geld. Wir reden hier über Abermilliarden Dollar."
Mit Trumps vorzeitiger Abreise vom Gipfel verpuffte auch die Initiative, den Ölpreisdeckel von 60 auf 45 Dollar pro Barrel zu senken. Die diplomatische Luft sei aus der Initiative gelassen worden, heißt es aus Insiderkreisen. Ein Geschenk für Putin, der sich über jeden Dollar mehr freuen dürfte.
Der Kreml als Friedensstifter?
In gewohnt opportunistischer Manier präsentiert sich Moskau nun als potenzieller Vermittler im Nahost-Konflikt. Putin telefonierte mit allen Beteiligten – vom iranischen Präsidenten Masud Peseschkian über Benjamin Netanjahu bis hin zu Donald Trump. Letzterer zeigte sich sogar offen für eine russische Vermittlung.
Die Rechnung dahinter ist simpel: Russland unterhält zu beiden Konfliktparteien enge Beziehungen. Etwa 15 Prozent der israelischen Bevölkerung stammen aus der ehemaligen Sowjetunion, während der Iran dem Kreml wichtige Kampfdrohnen für den Ukraine-Krieg liefert. Eine erfolgreiche Vermittlung könnte Russlands diplomatisches Gewicht in der Region erheblich steigern.
Die Kehrseite der Medaille
Doch wer glaubt, Putin könne aus dem Nahost-Konflikt nur Vorteile ziehen, irrt gewaltig. Politikforscher warnen vor voreiligen Schlüssen. Die Iraner würden schnell erkennen müssen, dass Putin ihnen weder helfen könne noch wolle. Für den Kreml sei es keine Option, sich in einen zweiten Krieg zu verstricken – die Gefahr der Ablenkung vom eigentlichen Ziel Ukraine sei zu groß.
"Dieser Joker ist jetzt Wladimir Putin aus der Hand geschlagen worden von den Israelis"
Tatsächlich könnte der Iran-Konflikt für Russland zum Bumerang werden. Moskau verliert ein wichtiges Druckmittel gegenüber Washington – die Möglichkeit, über das Iran-Thema von der Ukraine abzulenken. Zudem droht der Verlust einer kriegswichtigen Ressource: Die iranischen Shahed-Drohnen, die für Russlands Kriegsführung in der Ukraine von zentraler Bedeutung sind, könnten künftig fehlen. Teheran braucht sie nun selbst für die eigene Verteidigung.
Ein Pyrrhussieg für Putin?
Was auf den ersten Blick wie ein geopolitischer Glücksfall für Putin aussieht, könnte sich als zweischneidiges Schwert erweisen. Die kurzfristigen wirtschaftlichen Vorteile durch höhere Ölpreise werden möglicherweise durch langfristige strategische Nachteile aufgewogen.
Die Eskalation im Nahen Osten zeigt einmal mehr, wie fragil die geopolitische Ordnung geworden ist. Während sich Großmächte in ihren Machtspielen verstricken, zahlen die Menschen in der Ukraine, in Israel und im Iran den Preis. Es bleibt zu hoffen, dass die internationale Gemeinschaft endlich zu einer Politik zurückfindet, die Stabilität und Frieden in den Vordergrund stellt – statt kurzfristiger machtpolitischer Kalküle.
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