
Chipkrieg eskaliert: Chinesische Nexperia-Tochter rebelliert gegen niederländische Konzernzentrale
Der Halbleiterkonflikt zwischen China und dem Westen erreicht eine neue Eskalationsstufe. Die chinesische Tochtergesellschaft des Chipherstellers Nexperia hat ihre Mitarbeiter angewiesen, sämtliche Anweisungen aus der niederländischen Konzernzentrale zu ignorieren. Diese beispiellose Rebellion markiert einen dramatischen Wendepunkt im globalen Technologiekrieg und könnte schon bald zu massiven Lieferengpässen in der Automobilindustrie führen.
Offene Meuterei im Konzern
In einem internen Schreiben, das am 19. Oktober auf dem offiziellen WeChat-Account veröffentlicht wurde, erklärte Nexperia China seinen Angestellten unmissverständlich: Folgt nur noch den Befehlen des chinesischen Managements. Selbst offizielle Konzernkommunikation über Outlook oder Microsoft Teams dürfe ignoriert werden, sofern sie nicht von einem in China ansässigen Rechtsvertreter genehmigt wurde. Die Botschaft könnte deutlicher kaum sein: Peking übernimmt die Kontrolle.
Das von mehreren chinesischen Tochtergesellschaften unterzeichnete Memorandum betont, dass Nexperia China nach chinesischem Gesellschaftsrecht rechtlich unabhängig sei und weiterhin "als chinesisches Unternehmen" operieren werde. Sämtliche Gehälter, Boni und Sozialleistungen würden ausschließlich von Nexperia China gezahlt - nicht vom niederländischen Mutterkonzern. Ein klarer Bruch mit der bisherigen Konzernstruktur.
Niederländische Notbremse mit historischen Ausmaßen
Diese Eskalation folgt auf einen außergewöhnlichen Eingriff der niederländischen Regierung. Anfang Oktober hatte Den Haag die direkte Aufsicht über das globale Management von Nexperia übernommen und dabei "schwerwiegende Governance-Mängel" sowie die Befürchtung angeführt, kritische Chipfertigungskapazitäten könnten in chinesische Hände fallen. Für diese Maßnahme griff die Regierung auf das selten genutzte Gesetz zur Warenverfügbarkeit aus Zeiten des Kalten Krieges zurück - ein historisch einmaliger Vorgang in der niederländischen Industriegeschichte.
"Europa wäre zu 100 Prozent abhängig gewesen von ausländischen Ländern für diese Art von Chips, was Wissen, Expertise und Kapazitäten betrifft", rechtfertigte der niederländische Wirtschaftsminister Vincent Karremans die drastische Maßnahme.
Im Zuge dieser Intervention wurde Nexperia-CEO Zhang Xuezheng, Gründer des chinesischen Mutterkonzerns Wingtech Technology, suspendiert und durch eine europäische Interimsführung ersetzt. Peking und Wingtech reagierten empört und warfen Den Haag "diskriminierende Behandlung" und "übermäßige Einmischung aufgrund geopolitischer Voreingenommenheit" vor.
Chinas Gegenschlag trifft die globale Lieferkette
Die Antwort aus Peking ließ nicht lange auf sich warten. Das chinesische Handelsministerium blockierte umgehend sämtliche Lieferungen von Fertigprodukten und Baugruppen aus Nexperias chinesischen Fabriken - ein Schlag ins Kontor der europäischen Industrie. Da bis zu 80 Prozent der finalen Verpackung und Montage von Nexperia-Chips in Festlandchina stattfinden, bedeutet diese Blockade faktisch einen Exportstopp nach Europa.
Die Auswirkungen könnten verheerend sein. Nexperia produziert sogenannte Mature-Node-Halbleiter, die zwar technologisch nicht hochkomplex sind, aber in nahezu jedem modernen Fahrzeug verbaut werden - und das millionenfach. Ohne diese Chips können europäische Automobilzulieferer keine Teile und Komponenten mehr herstellen, die für die Fahrzeugproduktion benötigt werden.
Automobilindustrie in Alarmbereitschaft
Die Warnsignale aus der Industrie werden lauter. Der Verband der europäischen Automobilhersteller schlug bereits am 16. Oktober Alarm. In Washington warnte John Bozzella, CEO der Alliance for Automotive Innovation, eindringlich: "Wenn die Lieferung von Automotive-Chips nicht schnell wieder aufgenommen wird, wird das die Autoproduktion in den USA und vielen anderen Ländern stören und Spillover-Effekte in anderen Industrien haben. Es ist so bedeutsam."
Volkswagen und BMW haben bestätigt, dass sie bereits Notfallpläne ausarbeiten. Zwar mussten beide Konzerne noch keine Produktionslinien stoppen, doch die aktuellen Chip-Lagerbestände würden nur für ein begrenztes Zeitfenster reichen. Die Uhr tickt.
Geopolitisches Schachspiel mit wirtschaftlichen Opfern
Der Nexperia-Konflikt ist nur die Spitze des Eisbergs im größeren Halbleiterkrieg zwischen China und dem Westen. Die USA haben Nexperias Mutterkonzern Wingtech bereits auf die schwarze Liste gesetzt und drängen Verbündete wie die Niederlande zu schärferen Exportkontrollen. Peking kontert mit eigenen Beschränkungen - und macht Halbleiterunternehmen zu geopolitischen Schlachtfeldern.
Was hier geschieht, ist nichts weniger als die Balkanisierung der globalen Technologie-Lieferketten. Die naive Vorstellung einer friedlichen wirtschaftlichen Verflechtung zwischen Ost und West zerbricht an der harten Realität geopolitischer Machtspiele. Während Politiker in Berlin noch von "Wandel durch Handel" träumen, zeigt die Realität: China spielt nach eigenen Regeln.
Die niederländische Regierung steht nun vor einem Dilemma. Gibt sie nach, riskiert sie den Verlust kritischer Technologiekapazitäten an China. Bleibt sie hart, droht ein Kollaps der europäischen Automobilproduktion. Minister Karremans wird in den kommenden Tagen mit seinem chinesischen Amtskollegen und der Europäischen Kommission zusammentreffen, um eine Lösung zu finden. Doch die Fronten sind verhärtet.
Ein Weckruf für Europa
Der Nexperia-Konflikt sollte ein Weckruf für Europa sein. Jahrzehntelang hat man sich in der bequemen Illusion gewiegt, wirtschaftliche Abhängigkeiten würden automatisch zu politischer Annäherung führen. Stattdessen hat man sich erpressbar gemacht. Die Abhängigkeit von chinesischen Lieferketten bei kritischen Komponenten rächt sich nun bitter.
Es ist höchste Zeit, dass Europa seine strategische Autonomie ernst nimmt. Das bedeutet nicht nur schöne Sonntagsreden, sondern harte industriepolitische Entscheidungen. Die Rückholung kritischer Produktionskapazitäten nach Europa mag kurzfristig teuer sein, ist aber langfristig überlebenswichtig. Wer seine Souveränität bewahren will, muss bereit sein, dafür einen Preis zu zahlen.
In Zeiten wie diesen zeigt sich auch der wahre Wert von Sachwerten. Während Lieferketten zerbrechen und geopolitische Spannungen eskalieren, bieten physische Edelmetalle wie Gold und Silber einen sicheren Hafen. Sie sind niemandes Verbindlichkeit und unterliegen keiner politischen Willkür. Als Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio können sie zur Vermögenssicherung in unsicheren Zeiten beitragen.
- Themen:
- #Übernahmen-Fussion

- Kettner Edelmetalle News
- Finanzen
- Wirtschaft
- Politik











