
Chip-Krieg eskaliert: China blockiert Halbleiter-Exporte nach niederländischem „Banditentum"
Die deutsche Automobilindustrie steht vor einer neuen Bedrohung, die ihre ohnehin angespannte Lage weiter verschärfen könnte. Während sich die Branche bereits mit Trumps Strafzöllen, chinesischer E-Auto-Konkurrenz und hausgemachten Standortproblemen herumschlagen muss, droht nun auch noch ein massiver Engpass bei der Halbleiterversorgung. Der Auslöser? Ein eskalierender Handelskonflikt zwischen China und den Niederlanden, der die gesamte europäische Wirtschaft in Geiselhaft nimmt.
Niederländische Regierung enteignet faktisch chinesisches Unternehmen
Was sich wie ein Wirtschaftsthriller liest, ist bittere Realität: Die niederländische Regierung hat Ende September den Chiphersteller Nexperia, eine Tochter des chinesischen Konzerns Wingtech, unter staatliche Kontrolle gestellt. Der offizielle Grund klingt nach bürokratischem Neusprech: „schwerwiegendes Führungsversagen". Die Wahrheit dürfte anders aussehen – Washington hat Druck gemacht, und Den Haag ist eingeknickt.
Die chinesische Handelskammer in der EU findet deutlichere Worte und spricht von einem „modernen Akt wirtschaftlichen Banditentums". Man kann es ihnen kaum verdenken. Ein funktionierendes Unternehmen wird quasi über Nacht verstaatlicht, weil der große Bruder aus Übersee mit der Muttergesellschaft ein Problem hat. So viel zur vielgepriesenen freien Marktwirtschaft im Westen.
Deutsche Autobauer im Würgegriff der Geopolitik
Für BMW, VW, Porsche und Audi könnte diese Eskalation verheerende Folgen haben. Moderne Fahrzeuge sind rollende Computer, die mit Tausenden von Halbleitern gespickt sind – von der Motorsteuerung über Fahrassistenzsysteme bis zur Infotainment-Anlage. Ein erheblicher Teil dieser kritischen Bauteile stammt von Nexperia, dessen größter europäischer Produktionsstandort ausgerechnet in Hamburg liegt.
„Die niederländischen Behörden haben einen modernen Akt wirtschaftlichen Banditentums begangen" – so die unmissverständliche Reaktion der chinesischen Handelskammer in der EU auf die faktische Enteignung.
Das Problem: Während die Chips zwar in Europa produziert werden, erfolgen Verpackung und Endmontage in China. Und genau hier schlägt Peking nun zurück. Das chinesische Handelsministerium hat kurzerhand ein Exportverbot für spezifische Komponenten verhängt, die Nexperia China und seine Zulieferer betreffen. Die Lieferketten sind damit effektiv unterbrochen.
Déjà-vu: Die Chip-Krise kehrt zurück
Es ist, als hätte die Politik nichts aus der verheerenden Chip-Krise der Jahre 2020 bis 2023 gelernt. Damals führten Corona-bedingte Lieferengpässe zu Produktionsausfällen in Milliardenhöhe. Autobauer mussten ihre Bänder stillstehen lassen, weil winzige Bauteile im Cent-Bereich fehlten. Die Lehre daraus hätte sein müssen: Kritische Infrastruktur und Lieferketten müssen diversifiziert und resilient gestaltet werden.
Stattdessen erleben wir nun, wie sich Europa erneut zum Spielball im Machtkampf zwischen den USA und China machen lässt. Die niederländische Regierung mag glauben, sie sichere mit ihrer Intervention „entscheidendes technologisches Wissen" auf europäischem Boden. In Wahrheit hat sie einen Dominoeffekt ausgelöst, der die gesamte europäische Industrie treffen könnte.
Merz' Hightech-Agenda: Zu wenig, zu spät?
Immerhin scheint die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Die angekündigte Hightech-Agenda soll Deutschlands Fähigkeiten im Chip-Design stärken und die Abhängigkeit von ausländischen Zulieferern reduzieren. Ein richtiger Schritt, der allerdings Jahre zu spät kommt. Während China und die USA ihre Halbleiterindustrien mit dreistelligen Milliardensummen fördern, diskutiert man hierzulande noch über Konzepte.
Die aktuelle Krise zeigt einmal mehr, wie verwundbar Deutschlands exportorientierte Wirtschaft geworden ist. Zwischen Trumps Zollkeule und Chinas Vergeltungsmaßnahmen zerrieben, fehlt es an einer eigenständigen europäischen Strategie. Statt sich von Washington instrumentalisieren zu lassen, bräuchte es eine souveräne Industriepolitik, die europäische Interessen in den Mittelpunkt stellt.
Die deutsche Automobilindustrie, einst Stolz und Motor unserer Wirtschaft, droht zum Kollateralschaden geopolitischer Machtkämpfe zu werden. Es rächt sich bitter, dass man jahrzehntelang auf Globalisierung um jeden Preis gesetzt hat, ohne Plan B in der Schublade. Nun zeigt sich: Wer seine kritische Infrastruktur nicht selbst kontrolliert, wird zum Spielball fremder Mächte. Eine Lektion, die Deutschland teuer zu stehen kommen könnte.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Bei Investitionsentscheidungen sollten Sie stets eigenständig recherchieren und gegebenenfalls professionellen Rat einholen. Jeder Anleger ist für seine Entscheidungen selbst verantwortlich.
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