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18.09.2024
14:37 Uhr

ARD-Show „Die 100“: Kontroverse um angeblichen Komparsen

ARD-Show „Die 100“: Kontroverse um angeblichen Komparsen

Nach der Ausstrahlung der ARD-Show „Die 100“ am Montagabend verbreiten AfD-Frontfrau Alice Weidel und das Julian-Reichelt-Portal „Nius“ die Nachricht, die Sendung habe gezielt Komparsen engagiert, um die politische Meinungsbildung zu beeinflussen. In der Sendung, die sich mit der Frage „Ist die AfD ein Problem für die Demokratie?“ beschäftigte, trat ein Teilnehmer auf, der seine Position zur AfD während der Sendung änderte. Während er die AfD zu Beginn der Show nicht als Gefahr einstufte, sagte er am Ende der Show: „Die AfD ist ein Wolf im Schafspelz. Man weiß nicht, was sie vorhat.“ Die Argumente der Show hätten ihn dazu gebracht, seine Meinung zu ändern.

Vorwürfe und Reaktionen

Der 54 Jahre alte Mann, der in der vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) produzierten Sendung als „Bürokaufmann“ vorgestellt wurde, gibt selbst über Instagram zu verstehen, dass er in seiner Freizeit auch als Komparse tätig ist. Für die betreffende Sendung angeheuert oder bezahlt wurde er allerdings nicht, wie nun behauptet wird. Auf dem Jobportal Stagepool erklärt der Mann: „Ich war im Tatort, drehte Werbespots und war im April 2023 Kandidat in der VOX-Sendung First Dates. Auch werde ich in weiteren neuen Serien, die 2024 in ARD und ZDF starten, in Sprechrollen zu sehen sein. Manchmal nur mit 1–2 Sätzen, aber das reicht mir, es muss keine Hauptrolle sein.“

AfD und „Nius“ wittern Manipulation

Das nimmt die AfD zum Anlass, der ARD vorzuwerfen, den Mann gezielt für die Show gebucht zu haben, damit er sich gegen die AfD wendet. Das Portal „Nius“ behauptet, die ARD habe beim „Casting nachgeholfen, damit das Ergebnis wie gewünscht ausfiel“. Der Teilnehmer „könnte genau dafür engagiert gewesen sein“, heißt es dort. Dieses Narrativ verbreitet auch Weidel auf der Plattform X (ehemals Twitter): „Der ÖRR gibt sich nicht einmal mehr den Anschein, politisch ausgewogen zu sein und strahlt kurz vor der Wahl in Brandenburg eine Anti-AfD-Sendung aus – inklusive eines Laienschauspielers als angeblichen Ex-AfD-Wähler. Dieser Skandal muss umgehend aufgeklärt werden!“

Der NDR weist die Vorwürfe zurück

Doch während AfD und ihr nahestehende Medien einen Medienskandal wittern, weist der NDR die Kritik auf Anfrage der F.A.Z. entschieden zurück: „Es werden keine Darstellerinnen oder Darsteller eingesetzt. Im Mittelpunkt der Sendung stehen Menschen aus der Bevölkerung, die frei ihre Meinung äußern. Jede und jeder kann sich für die Teilnahme an der Sendung bewerben.“ So habe sich auch der Mann, der in seiner Freizeit als Komparse tätig ist, für die Show beworben. „Angeheuert“, wie „Nius“ es schreibt, wurde der Mann hingegen nicht. Zudem habe er keine Gage erhalten, sondern lediglich eine Erstattung der Fahrt- und Übernachtungskosten.

Vielfalt der Teilnehmer

Der Sender habe bei der Auswahl der Teilnehmer aus der Bevölkerung darauf geachtet, eine gute Mischung zu schaffen, heißt es weiter: „Die Redaktion achtet darauf, dass es eine gute Mischung unter den 100 gibt, z. B. junge und alte Menschen, aus Stadt und Land. Die Teilnehmenden erfahren erst kurz vor der Aufzeichnung das Thema der Sendung.“ Ausgeschlossen würden Menschen aufgrund bestimmter Berufe nicht. „Der NDR schließt keine Menschen aus, die als Privatperson teilnehmen – auch nicht aufgrund von Nebentätigkeiten im darstellenden Bereich.“ Der NDR habe zudem nicht gewusst, dass der Mann als Komparse tätig sei.

Strategie der AfD und „Nius“

Dass die AfD und „Nius“ die Nebentätigkeit eines Mannes in anderen Formaten als Anlass nehmen, eine Show der ARD als manipuliert zu kritisieren, folgt ihrer bekannten Strategie, die öffentlich-rechtlichen Medien zu delegitimieren. Einen Beleg dafür, dass der NDR den Mann als Komparsen für die Sendung gebucht hat, bleiben sie ihren Lesern schuldig.

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