Warnung vor erneuten Marktverwerfungen: Yen-Carry-Trade und die Folgen
Anfang August verursachte die Auflösung des Yen-Carry-Trades erhebliche Turbulenzen an den Finanzmärkten. Die Zinserhöhung der Bank of Japan führte zu einem rasanten Anstieg des Yen gegenüber dem Dollar, was Händler unter Druck setzte, die weltweit in höher rentierliche Vermögenswerte investiert waren. Ein Experte der T. Rowe Price Group, einem US-amerikanischen Vermögensverwalter, warnt nun, dass dies nur die erste Etappe einer Reihe von Marktverwerfungen gewesen sein könnte.
Die Warnungen des Experten
Arif Husain, Stratege bei T. Rowe Price, hatte bereits im letzten Jahr vor den steigenden Zinsen in Japan gewarnt, die er als „San-Andreas-Verwerfung der Finanzwelt“ bezeichnete. Er betont, dass die Anleger „gerade erst die erste Verschiebung dieser Verwerfung gesehen haben“ und dass noch mehr Marktvolatilität bevorstehe. Die Zinserhöhung der Bank of Japan im Juli habe eine starke Umkehr des Yen-Carry-Trades ausgelöst, was die Turbulenzen an den Märkten verstärkte.
Ursachen und Auswirkungen
Die aggressive Haltung der Bank of Japan und die Besorgnis über die Verlangsamung des US-Wachstums trugen zur starken Nachfrage nach dem Yen bei. Husain weist darauf hin, dass Anleger möglicherweise eine tiefere Ursache für den weltweiten Absturz von Aktien, Kryptos, Währungen und Anleihen übersehen. Dazu gehören die vielen japanischen Gelder, die im Ausland angelegt sind und Gefahr laufen, in ihr Heimatland zurückzufließen, da die Zinsen in Japan weiter steigen.
„Der Sündenbock für den Yen-Carry-Trade ignoriert den Beginn eines größeren und tieferen Trends“, so Husain. „Die Straffung der Geldpolitik der BOJ und ihre Auswirkungen auf die globalen Kapitalströme sind alles andere als einfach und werden in den nächsten Jahren einen großen Einfluss haben.“
Marktauswirkungen und Prognosen
Die plötzliche Auflösung des Yen-Carry-Trades trug dazu bei, dass der Nikkei 225 Index so stark fiel wie seit 1987 nicht mehr. Zugleich schoss der VIX-Index für die Aktienmarktvolatilität im US-Leitindex S&P 500 in die Höhe. Ökonomen sagten kurzzeitig voraus, dass die Federal Reserve die Zinssätze zwischen den Sitzungen um einen halben Punkt oder mehr senken müsste – ein Schritt, der normalerweise einer Krise vorbehalten ist.
Während sich der Yen gegenüber dem Dollar in einer Handelsspanne von Mitte 140 eingependelt hat, bleibt die Volatilität hoch. Die erwarteten Zinssenkungen der Fed und die weitere Straffung der Geldpolitik der BOJ könnten die Märkte eher früher als später wieder aufrütteln.
Strategische Empfehlungen
Husain, der auf fast drei Jahrzehnte Anlageerfahrung zurückblicken kann, bevorzugt eine Übergewichtung japanischer Staatsanleihen, da er davon ausgeht, dass das Kapital angesichts steigender Renditen in das Land zurückfließen wird. Er bevorzugt auch eine untergewichtige Position in US-Staatsanleihen – Wertpapiere, die seiner Meinung nach unter Druck geraten könnten, wenn japanische Institutionen aus den USA in ihr Heimatland abwandern.
Die Renditen für 10-jährige japanische Staatsanleihen stiegen am Dienstag um 1,5 Basispunkte auf 0,92 % und damit auf den höchsten Stand seit dem 6. August. Husain betont, dass höhere japanische Renditen die großen Lebensversicherungs- und Rentenanleger des Landes von anderen hochwertigen Staatsanleihen zurück in JGBs (japanische Staatsanleihen) locken könnten, was die Nachfrage auf den globalen Märkten neu ordnen würde.
Die kommenden Monate könnten zeigen, ob die Märkte auf diese potenziellen Schocks vorbereitet sind oder ob weitere Turbulenzen bevorstehen. Anleger sollten daher wachsam bleiben und ihre Strategien entsprechend anpassen.
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