
Pulverfass Hindukusch: Friedensgespräche zwischen Pakistan und Afghanistan spektakulär gescheitert
Die Hoffnung auf Frieden am Hindukusch ist vorerst zerschlagen. Nach vier zähen Verhandlungstagen in Istanbul hat Pakistan die Friedensgespräche mit Afghanistan für gescheitert erklärt. Was als diplomatischer Durchbruch nach den verheerenden Grenzgefechten im Oktober gefeiert werden sollte, endete in gegenseitigen Schuldzuweisungen und droht nun, die ohnehin fragile Waffenruhe zwischen der Atommacht Pakistan und dem Taliban-regierten Afghanistan zu sprengen.
Diplomatisches Desaster trotz internationaler Vermittlung
Pakistans Informationsminister Attaullah Tarar ließ auf der Plattform X keinen Zweifel an der Frustration Islamabads: Der Dialog habe "keine praktikable Lösung hervorgebracht", obwohl sowohl Katar als auch die Türkei als Vermittler aufgetreten seien. Die afghanische Seite sei "immer wieder vom Kernthema abgewichen" und habe den eigentlichen Verhandlungsgegenstand systematisch umgangen, so der Vorwurf aus Pakistan.
Doch auch Kabul schlägt zurück: Der afghanische Sender RTA beschuldigte seinerseits die pakistanische Delegation, kein ernsthaftes Interesse an einem konstruktiven Dialog gezeigt zu haben. Ein klassisches Patt, das die Region weiter destabilisiert.
Die Wurzel des Konflikts: Terroristen als Spielball der Mächte
Im Zentrum des Streits steht eine brisante Frage: Gewährt die Taliban-Regierung in Kabul militanten Gruppen wie der pakistanischen Taliban (TTP) Unterschlupf? Pakistan beharrt darauf, dass von afghanischem Boden aus Anschläge auf pakistanisches Territorium verübt würden. Die afghanischen Taliban bestreiten dies vehement und behaupten, keine Kontrolle über die TTP zu haben.
Diese Auseinandersetzung ist symptomatisch für die chaotischen Zustände in der Region seit dem überstürzten Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan. Die Taliban, einst selbst als Terrororganisation gebrandmarkt, sollen nun andere Extremisten kontrollieren? Eine groteske Vorstellung, die zeigt, wie sehr die internationale Gemeinschaft bei der Stabilisierung Afghanistans versagt hat.
Von Luftangriffen zur Waffenruhe - und zurück?
Die jüngste Eskalation begann Mitte Oktober mit pakistanischen Luftangriffen auf Kabul und andere afghanische Städte. Islamabad zielte dabei nach eigenen Angaben auf Anführer der pakistanischen Taliban. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Afghanische Taliban-Kämpfer attackierten pakistanische Militärposten entlang der 2.600 Kilometer langen Grenze. Die Bilanz: zahlreiche Tote auf beiden Seiten.
Erst durch die Vermittlung Katars konnte eine fragile Waffenruhe erreicht werden. Doch diese scheint bereits wieder Makulatur zu sein. Trotz der vereinbarten Feuerpause meldete das pakistanische Militär am Wochenende neue Zusammenstöße nahe der Grenze. Fünf pakistanische Soldaten und 25 Taliban-Kämpfer seien dabei getötet worden.
Pakistans Verteidigungsminister warnt vor "offenem Krieg"
Die Rhetorik verschärft sich zusehends. Pakistans Verteidigungsminister warnte bereits am Samstag, ein Scheitern der Gespräche käme einem "offenen Krieg" gleich. Eine beunruhigende Aussage, bedenkt man, dass Pakistan über Atomwaffen verfügt und die Region ohnehin zu den instabilsten der Welt gehört.
Besonders brisant: Die pakistanische Armee kämpft an mehreren Fronten gleichzeitig. Neben dem Konflikt mit Afghanistan toben im Inneren des Landes Kämpfe gegen separatistische Bewegungen in Belutschistan und gegen islamistische Extremisten. Ein offener Krieg mit Afghanistan würde die Streitkräfte an ihre Grenzen bringen.
Trump verspricht schnelle Lösung - wieder einmal
In diese explosive Gemengelage platzt nun auch noch US-Präsident Donald Trump mit seinem typischen Selbstbewusstsein. Am Rande des ASEAN-Gipfels in Kuala Lumpur verkündete er vollmundig, er werde den Konflikt "sehr schnell" lösen. Doch Trumps Bilanz als selbsternannter Friedensstifter ist durchwachsen. Seine Vermittlungsversuche im Ukraine-Konflikt sind bislang gescheitert, und auch im Nahen Osten eskalierte die Situation trotz seiner Interventionen dramatisch.
Die Geschichte lehrt uns, dass schnelle Lösungen in dieser komplexen Region selten von Dauer sind. Die Sowjetunion scheiterte in Afghanistan, die NATO zog sich nach zwei Jahrzehnten erfolglos zurück. Warum sollte es Trump nun besser ergehen?
Ein Pulverfass vor Europas Haustür
Das Scheitern der Friedensgespräche hat weitreichende Konsequenzen, die auch Europa betreffen. Ein erneuter Krieg zwischen Pakistan und Afghanistan würde unweigerlich zu neuen Flüchtlingsströmen führen. Die Migrationskrise, die Deutschland bereits jetzt an seine Grenzen bringt, würde sich weiter verschärfen.
Zudem droht die Region zu einem noch größeren Rückzugsort für internationale Terrorgruppen zu werden. Die Sicherheitslage in Europa, bereits durch die zunehmende Kriminalität und Messerangriffe angespannt, würde sich weiter verschlechtern. Es rächt sich bitter, dass die westliche Staatengemeinschaft Afghanistan nach dem überstürzten Abzug 2021 weitgehend sich selbst überlassen hat.
Die Große Koalition unter Bundeskanzler Friedrich Merz steht vor der Herausforderung, eine kohärente Außenpolitik für diese Region zu entwickeln. Doch während man in Berlin über Klimaneutralität und ein 500-Milliarden-Sondervermögen debattiert, brennt es an den Außengrenzen Europas lichterloh. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland wieder eine realistische, an nationalen Interessen orientierte Außenpolitik betreibt, statt sich in ideologischen Debatten zu verlieren.
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