
Nahost-Pulverfass: Trumps Waffenruhe zwischen Israel und Iran wackelt bereits nach drei Stunden
Die vielgepriesene Friedensmission des amerikanischen Präsidenten Donald Trump im Nahen Osten scheint bereits nach wenigen Stunden zu scheitern. Kaum hatte der 47. US-Präsident am Dienstagmorgen vollmundig eine Waffenruhe zwischen Israel und Iran verkündet, flogen schon wieder iranische Raketen auf den jüdischen Staat. Ein Trauerspiel, das die Unfähigkeit der internationalen Diplomatie offenbart, in dieser Krisenregion für nachhaltige Stabilität zu sorgen.
Trumps Friedensshow – mehr Schein als Sein?
Mit großer Geste inszenierte sich Trump auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social als Friedensstifter: "Das Waffenstillstandsabkommen gilt ab jetzt. Bitte verletzt es nicht", schrieb er. Doch die Realität holte den amerikanischen Präsidenten schneller ein, als ihm lieb sein konnte. Nur drei Stunden nach Inkrafttreten der Feuerpause feuerte Iran laut israelischen Angaben zwei ballistische Raketen auf Nordisrael ab. So viel zur iranischen Vertragstreue.
Die Reaktion Israels ließ nicht lange auf sich warten. Verteidigungsminister Israel Katz kündigte umgehend Vergeltungsschläge im Herzen Teherans an. Trump, der seine außenpolitischen Erfolge gerne zur Schau stellt, musste hastig zurückrudern und drohte Israel unverhohlen: "Israel, wirf diese Bomben nicht ab!" und "Holt eure Piloten nach Hause, jetzt!" Eine bemerkenswerte Kehrtwende für einen Präsidenten, der sich sonst als starker Verbündeter Israels präsentiert.
Die neue Machtordnung im Nahen Osten
Unabhängig vom fragilen Waffenstillstand hat sich die Machtbalance in der Region fundamental verschoben. Israel hat in den vergangenen Wochen seine militärische Überlegenheit eindrucksvoll demonstriert. Die nächtlichen Angriffe auf iranische Nuklearanlagen, durchgeführt mit amerikanischen bunkerbrechenden Bomben, haben Teherans Atomprogramm schwer getroffen. Die iranische "Achse des Widerstands" liegt in Trümmern.
"Mit der Operation 'Aufstrebender Löwe' hat der Staat Israel große historische Erfolge erzielt und einen Platz in der ersten Reihe der Großmächte der Welt erhalten"
So triumphierend klingt es aus dem Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. Und tatsächlich: Israel agiert mittlerweile wie eine regionale Hegemonialmacht. Die Armee hält Positionen im Südlibanon besetzt, führt Kommandoaktionen in Syrien durch und baut dort Militärbasen auf. Im Gazastreifen und im Westjordanland zeigt der jüdische Staat keine Anstalten, die Sicherheitskontrolle abzugeben.
Irans fatale Fehlkalkulation
Teheran hingegen steht vor einem Scherbenhaufen seiner regionalen Ambitionen. Die Strategie, über Stellvertretermilizen wie die Hisbollah einen begrenzten Krieg gegen Israel zu führen, ist spektakulär gescheitert. Die iranischen Machthaber wollten Israel unter Druck setzen, ohne eine direkte Konfrontation zu riskieren. Doch diese Halbherzigkeit rächte sich bitter.
Besonders beunruhigend ist die Ankündigung des Leiters der iranischen Atomenergiebehörde, das Nuklearprogramm trotz der israelischen Schläge fortzusetzen. Dies deutet darauf hin, dass die Hardliner im iranischen Machtapparat, insbesondere die Revolutionsgarden, gestärkt aus dieser Krise hervorgehen könnten. Ein Griff nach der Atombombe wird in Teheran offenbar ernsthafter denn je diskutiert.
Ein Frieden, der keiner ist
Was Trump als historischen Durchbruch verkauft, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als brüchiger Waffenstillstand ohne erkennbare Perspektive für dauerhaften Frieden. Die Grundprobleme des Nahostkonflikts bleiben ungelöst. Iran erkennt Israel weiterhin nicht an, und Israel wird keine iranische Atombombe tolerieren.
Die neue "Pax Israelica", wie sie in Jerusalem gefeiert wird, basiert auf militärischer Dominanz ohne politische Vision. Israels Strategie der Vorwärtsverteidigung mag kurzfristig Sicherheit schaffen, birgt aber langfristig die Gefahr neuer Konflikte. Wenn Gewalt die einzige Sprache bleibt, die in der Region verstanden wird, ist der nächste Krieg nur eine Frage der Zeit.
Lehren aus dem Scheitern
Die Ereignisse der letzten Tage offenbaren einmal mehr die Grenzen amerikanischer Vermittlungsbemühungen im Nahen Osten. Trumps Ansatz, durch Drohungen und öffentlichen Druck beide Seiten zu disziplinieren, mag in Geschäftsverhandlungen funktionieren, versagt aber in der komplexen Realität des Nahostkonflikts.
Für Deutschland und Europa sollte dies ein Weckruf sein. Statt sich auf die wankelmütige amerikanische Außenpolitik zu verlassen, braucht es eine eigenständige europäische Nahostpolitik. Die Region vor unserer Haustür darf nicht zum ewigen Pulverfass werden, dessen Explosionen früher oder später auch uns treffen werden.
Solange die internationale Gemeinschaft keine nachhaltigen Lösungen für die Grundkonflikte der Region findet, werden wir weiterhin Zeugen solcher gescheiterter Friedensinitiativen sein. Die Waffenruhe mag vielleicht ein paar Tage oder Wochen halten, doch ohne eine grundlegende Neuordnung der regionalen Sicherheitsarchitektur bleibt der Nahe Osten ein Brandherd, der jederzeit wieder aufflammen kann.
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