
Moskaus Verhandlungsstrategie: Warum Kiews Drohnenangriffe ins Leere laufen
Die jüngsten Drohnenangriffe der Ukraine auf russische Infrastruktur haben paradoxerweise genau das Gegenteil von dem bewirkt, was Kiew beabsichtigte. Statt Moskau aus den Verhandlungen zu drängen, bestätigten sie nur die russische Position: Ohne grundlegende Einigung über die Bedingungen einer künftigen Regelung könne es keinen Waffenstillstand geben. Diese Einschätzung stammt von Fjodor Lukjanow, dem Chefredakteur von "Russia in Global Affairs" und Forschungsdirektor des Valdai-Diskussionsklubs.
Die Realität langwieriger Militärkonflikte
Ein Blick auf die großen militärischen Auseinandersetzungen des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts offenbart ein konsistentes Muster: Politische Verhandlungen folgen nicht auf einen Waffenstillstand, sondern laufen parallel zu militärischen Operationen. In Korea und Vietnam zogen sich diese Prozesse über Jahre hin. Diese historische Erkenntnis mag ernüchternd sein, doch der Realismus gebiete es anzuerkennen, dass nur dieser Weg Hoffnung auf ein dauerhaftes Ergebnis biete.
Die zweite Verhandlungsrunde zwischen russischen und ukrainischen Delegationen in Istanbul zeige deutlich den aktuellen Stand des Konflikts. Trotz der lauten Einwände aus Kiew und von seinen westlichen Verbündeten verliefen die Gespräche nach russischen Bedingungen: keine Ultimaten, keine künstlichen Fristen und ein sorgfältig inszenierter Dialog.
Washingtons strategisches Kalkül
Interessanterweise scheint auch Washington mit diesem Tempo zufrieden zu sein. Für Präsident Trump zähle der Anschein von Fortschritt mehr als dramatische Durchbrüche - zumindest vorerst. Diese Einschätzung wirft ein bezeichnendes Licht auf die amerikanische Außenpolitik, die oft mehr auf Symbolik als auf substanzielle Lösungen setzt.
Kiew würde idealerweise diesen Rhythmus stören wollen - Chaos und Unberechenbarkeit einführen, was seinem eher improvisatorischen politisch-militärischen Stil entspreche. Aus dieser Perspektive sei Russlands Entscheidung, trotz der aufsehenerregenden ukrainischen Sabotageakte mit dem Treffen in Istanbul fortzufahren, strategisch klug gewesen. Kiew habe wahrscheinlich gehofft, die Russen würden sich zurückziehen. Sie taten es nicht.
Die unsichtbare Präsenz Donald Trumps
Der Kontrast zwischen dem tatsächlichen Ton der Istanbuler Verhandlungen und dem Medienrummel sei frappierend. Jede Runde werde von atemlosem Hype und überzogenen Erwartungen begleitet, nur um dann gedämpfte Ergebnisse zu liefern. Dies sei teils Medieninstinkt, teils bewusste Inszenierung.
Bemerkenswert sei die Abwesenheit theatralischer Posen, die sonst in der ukrainischen Politik üblich seien. Zwei Gründe werden dafür angeführt: Erstens schwebe die unsichtbare Präsenz Donald Trumps über dem Verhandlungstisch. Sowohl Moskau als auch Kiew sähen ihn als wichtigen dritten Akteur. Trump wolle Gespräche, und beide Seiten seien glücklich, den Eindruck zu erwecken, dass Gespräche stattfänden.
Zweitens wüssten beide Seiten, dass dieser Kanal unverzichtbar werden könnte. Die Umstände würden sich ändern, und wenn sie es täten, seien echte Gespräche notwendig. Es sei besser, die Brücke bereits gebaut zu haben.
Die unberührten Kernfragen
Die sogenannten "Grundursachen des Konflikts" blieben unberührt. Beide Seiten hielten sich an periphere Angelegenheiten, die ohne Auslösung politischer Tretminen angegangen werden könnten. Aus humanitärer Sicht sei dies wertvoll, aber es sei weit entfernt von einer umfassenden Regelung.
Die öffentlichen Memoranden, die von jeder Seite herausgegeben würden, seien trotz ihrer Widersprüche wertvoll. Diplomatisch sei es besser, klare Positionen zu beziehen, als sich in strategischer Mehrdeutigkeit zu suhlen. Die Geschichte zeige, dass sich ändernde Bedingungen oft selbst die starren Positionen aufweichten.
Die Botschaft an alle Beteiligten
Letztendlich würden die Entwicklungen auf dem Schlachtfeld die Diplomatie prägen. Die militärischen Operationen weiteten sich aus - sowohl geografisch als auch in der Raffinesse der Taktiken und Waffen. Jede Seite habe ihre Vorteile und werde sie nutzen. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass der Krieg bald enden werde.
Eine Antwort Russlands auf die Angriffe vom Sonntag auf Brücken und Flugplätze sei unvermeidlich. Sie werde wahrscheinlich proportional zum Ausmaß der ukrainischen Angriffe sein. Wichtig sei, dass diese Antwort nicht nur auf Kiew abziele. Es werde eine Botschaft an alle beteiligten Parteien sein - einschließlich der Vereinigten Staaten und Westeuropas. Russlands Antwort müsse die vielschichtige Natur des Konflikts und seine vielen Zielgruppen widerspiegeln.
Doch nichts davon bedeute, dass die Verhandlungen aufhören würden. Tatsächlich könnten die Gespräche gerade deshalb wertvoller werden, weil der Konflikt andauere. Diese nüchterne Einschätzung zeigt, wie weit entfernt eine echte Friedenslösung noch ist - und wie sehr die deutsche und europäische Politik versagt hat, rechtzeitig diplomatische Lösungen zu fördern, bevor die Situation derart eskalierte.
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