
Lufthansa-Piloten drohen mit Streik: Wenn die Flügel am Boden bleiben
Die deutsche Luftfahrt steht mal wieder vor einem Déjà-vu der besonderen Art. Während die Bundesregierung gerade 20 neue Kampfjets für die Bundeswehr bewilligt hat, drohen bei der Lufthansa die zivilen Maschinen am Boden zu bleiben. Die Piloten der Kranich-Airline haben nach einer erfolgreichen Urabstimmung grünes Licht für einen Arbeitskampf gegeben. Ein für Donnerstag anberaumtes Spitzengespräch soll nun die Wogen glätten – doch die Zeichen stehen auf Sturm.
Der ewige Tanz um die Betriebsrente
Im Kern des Konflikts geht es um die betriebliche Altersversorgung für gut 4.800 Pilotinnen und Piloten der Lufthansa Kerngesellschaft und der Lufthansa Cargo. Andreas Pinheiro, Präsident der Vereinigung Cockpit (VC), formulierte die Erwartungen seiner Gewerkschaft unmissverständlich: Man erwarte ein „neues, aber vor allem verhandlungsfähiges Angebot" von der Airline. Die Betonung liegt dabei wohl auf „verhandlungsfähig" – ein dezenter Hinweis darauf, dass bisherige Vorschläge der Unternehmensführung eher in die Kategorie „Luftnummer" fielen.
Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann hingegen spielt die Karte der leeren Kassen. Der finanzielle Spielraum bei der „defizitären Airline" habe sich nicht vergrößert, ließ er verlauten. Eine interessante Wortwahl für ein Unternehmen, das noch vor wenigen Jahren als Aushängeschild der deutschen Wirtschaft galt.
Wenn Piloten die Triebwerke abstellen
Die Drohung eines Pilotenstreiks ist keine leere Geste. Zuletzt legten die Lufthansa-Piloten 2022 für einen Tag die Arbeit nieder – mit verheerenden Folgen für Zehntausende Passagiere. In Zeiten, in denen die Zufriedenheit im Büro ohnehin sinkt, wie eine aktuelle Studie mit 18.000 Angestellten zeigt, scheint der Arbeitskampf wieder salonfähig zu werden.
Besonders pikant: Während die EU gerade darüber abstimmt, ob eine „Veggie-Wurst" noch Wurst heißen darf, geht es bei der Lufthansa um handfeste finanzielle Interessen. Die Piloten fordern eine angemessene Absicherung für ihr Alter – in Zeiten, in denen die Kranken- und Rentenversicherung für Gutverdiener ohnehin teurer wird, keine unberechtigte Forderung.
Ein Symptom größerer Probleme
Der Tarifkonflikt bei der Lufthansa ist symptomatisch für die wirtschaftliche Schieflage in Deutschland. Während IWF-Chefin Christine Lagarde die Weltwirtschaft als „besser als befürchtet, aber schlechter als nötig" beschreibt, kämpfen deutsche Traditionsunternehmen ums Überleben. Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz mag zwar ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur versprochen haben, doch was nützen neue Straßen und Schienen, wenn die Flugzeuge am Boden bleiben?
Die Lufthansa, einst Stolz der deutschen Luftfahrt, ist zum Spielball zwischen Gewerkschaftsinteressen und betriebswirtschaftlichen Zwängen geworden. Dass die Airline sich selbst als „defizitär" bezeichnet, spricht Bände über den Zustand eines Unternehmens, das einmal als Botschafter deutscher Ingenieurskunst um die Welt flog.
Der Blick nach vorn
Ob das Spitzengespräch am Donnerstag eine Einigung bringt, bleibt abzuwarten. Die Lufthansa hüllt sich in Schweigen, die Piloten pochen auf ihre Rechte. In einer Zeit, in der künstliche Intelligenz die Google-Suche revolutioniert und die EU die Wirtschaft mit KI fit machen will, wirkt der Streit um Betriebsrenten fast anachronistisch. Doch für die betroffenen Piloten geht es um ihre Zukunft – und für die Passagiere möglicherweise um gestrichene Flüge und verpasste Termine.
Eines ist sicher: Sollten die Verhandlungen scheitern und die Piloten tatsächlich in den Streik treten, werden wieder einmal die Kunden die Zeche zahlen. In einem Land, das sich gerade mit Amok-Alarmen an Schulen und niedergestochenen Bürgermeisterinnen herumschlagen muss, wäre ein funktionierender Luftverkehr wenigstens ein kleines Zeichen der Normalität. Doch auch diese scheint in weite Ferne gerückt zu sein.
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