
Las Vegas im Abwärtsstrudel: Wenn selbst die Sünde unbezahlbar wird
Die glitzernde Fassade der Spielermetropole Las Vegas bröckelt gewaltig. Was einst als erschwingliches Vergnügungsparadies für die amerikanische Arbeiterklasse galt, hat sich in eine Luxusfalle verwandelt, die selbst gut verdienende Amerikaner zweimal überlegen lässt. Die neuesten Zahlen von Goldman Sachs zeichnen ein düsteres Bild: Der Strip-Abschwung, der bereits im Frühsommer begann, verschärft sich dramatisch.
Schockierende Preise vertreiben die Gäste
Ein Blick auf die aktuellen Poolbar-Preise lässt einem das Blut in den Adern gefrieren: 290,99 Dollar für einen Eimer mit 24 Dosen Coors Light – ein Bier, das man im Supermarkt für einen Bruchteil bekommt. Für 24 High Noon Seltzers werden sage und schreibe 309,99 Dollar verlangt. Ein simpler Bloody Mary schlägt mit 39,99 Dollar zu Buche, während zwölf Shots astronomische 190 Dollar kosten. Das sind Preise, die jeden vernünftigen Menschen fragen lassen: Haben die Casino-Bosse völlig den Verstand verloren?
Die Zeiten günstiger Zimmerpreise und erschwinglicher Buffets, mit denen man einst Spieler anlockte, sind endgültig vorbei. Stattdessen herrscht eine Preispolitik, die selbst bei kleinsten Artikeln saftige Aufschläge verlangt. Kein Wunder, dass die Besucherzahlen im freien Fall sind.
Die nackten Zahlen des Niedergangs
Goldman-Analystin Lizzie Dove bringt es auf den Punkt: "Die Las Vegas-Trends bleiben glanzlos." Die September-Daten markieren bereits das neunte Quartal in Folge mit rückläufigen Besucherzahlen im Jahresvergleich. Die Statistiken sprechen eine deutliche Sprache: Die Besucherzahlen brachen im September um 8,8 Prozent ein, nach bereits minus 7 Prozent im August und minus 12 Prozent im Juli. Besonders dramatisch fiel der Rückgang bei Kongressbesuchern aus – ein Minus von satten 19 Prozent.
Die Hotelkennzahlen zeichnen ein ähnlich tristes Bild. Der RevPAR (Umsatz pro verfügbarem Zimmer) am Strip sackte um 7,9 Prozent ab, getrieben von sinkenden Durchschnittsraten und einer Auslastung, die auf magere 81,3 Prozent fiel. Besonders unter der Woche herrscht gähnende Leere in den einst überfüllten Hotels.
Das Paradoxon der reichen Spieler
Interessanterweise zeigt sich beim Glücksspiel selbst ein gegenläufiger Trend. Trotz sinkender Besucherzahlen stiegen die Spielumsätze um 11 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass die Betreiber zunehmend auf eine kleine Schicht vermögender High Roller setzen, während der durchschnittliche Freizeittourist außen vor bleibt. Eine gefährliche Strategie, die Las Vegas von seinen Wurzeln als Volksvergnügen entfernt.
Die Strip-Glücksspieleinnahmen fielen im September um 5,5 Prozent auf 688 Millionen Dollar, wobei dies hauptsächlich auf eine ungewöhnlich niedrige Baccarat-Quote zurückzuführen war. Bereinigt um diesen Faktor hätten die Einnahmen sogar um 2,2 Prozent zugelegt – ein schwacher Trost angesichts des Gesamtbildes.
Die politische Dimension des Niedergangs
Es ist kein Zufall, dass dieser Abschwung in eine Zeit fällt, in der die amerikanische Mittelschicht unter der Last von Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit ächzt. Während die Politik in Washington Billionen für fragwürdige Projekte verpulvert, können sich normale Amerikaner nicht einmal mehr einen Vegas-Urlaub leisten. Die mögliche Ausrichtung der republikanischen Midterm-Convention in Las Vegas könnte zwar kurzfristig für Auftrieb sorgen, löst aber das grundlegende Problem nicht.
Die Casino-Aktien dümpeln seit der Pandemie seitwärts – ein klares Zeichen dafür, dass auch die Investoren das Vertrauen in das alte Geschäftsmodell verloren haben. Die Betreiber müssen dringend umdenken, wenn sie nicht wollen, dass Las Vegas zum Mahnmal einer verfehlten Preispolitik wird.
"Die glitzernde Fassade kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Las Vegas seine Seele verkauft hat. Wenn selbst die Sünde unbezahlbar wird, stimmt etwas grundlegend nicht mit dem System."
Der Niedergang von Las Vegas ist symptomatisch für ein größeres Problem: Eine abgehobene Elite, die den Bezug zur Realität verloren hat und glaubt, unbegrenzt die Preise erhöhen zu können. Doch wie die aktuellen Zahlen zeigen, stimmen die Menschen mit den Füßen ab – sie bleiben einfach weg. Es bleibt abzuwarten, ob die Casino-Bosse rechtzeitig zur Besinnung kommen oder ob Sin City zum Opfer seiner eigenen Gier wird.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger muss seine Investitionsentscheidungen selbst treffen und trägt die volle Verantwortung für seine Handlungen. Wir empfehlen, sich umfassend zu informieren und gegebenenfalls professionellen Rat einzuholen.
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