
Japan vor historischem Wendepunkt: Konservative Hardlinerin greift nach der Macht
Die politische Landschaft Japans steht möglicherweise vor einem gewaltigen Umbruch. Mit der 64-jährigen Sanae Takaichi könnte erstmals in der Geschichte des Landes eine Frau das Amt des Premierministers übernehmen. Doch was auf den ersten Blick wie ein progressiver Schritt erscheinen mag, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als mögliche Rückkehr zu einem Japan, das viele längst überwunden glaubten.
Die neue "Eiserne Lady" aus Fernost
Takaichi, die sich selbst gerne mit Margaret Thatcher vergleicht, steht für eine Politik, die in Europa längst als überfällig erkannt wird: klare Kante gegen China, Stärkung der nationalen Identität und ein Ende der pazifistischen Selbstbeschränkung. Als Mitglied der einflussreichen Lobbygruppe "Nippon Kaigi" vertritt sie Positionen, die hierzulande von der etablierten Politik reflexartig als "rechts" diffamiert würden – in Japan hingegen finden sie zunehmend Gehör.
Besonders bemerkenswert erscheint ihre enge Verbindung zum verstorbenen Ex-Premier Shinzo Abe, der 2022 unter bis heute nicht vollständig geklärten Umständen ermordet wurde. Manche Beobachter sehen in Takaichis Aufstieg die Fortsetzung von Abes politischem Erbe – andere wittern eine geschickte Installation durch Kräfte, die Japan fest an die Seite der USA binden wollen.
Brandmauern auch im Land der aufgehenden Sonne
Die Parallelen zur deutschen Politik sind frappierend. Kaum hat Takaichi den Parteivorsitz der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) übernommen, signalisiert der bisherige Koalitionspartner Komeito bereits, nicht mit ihr regieren zu wollen. Man könnte meinen, die deutsche Brandmauer-Politik hätte Ableger bis nach Tokio getrieben. Offenbar ist die Angst vor klaren konservativen Positionen ein globales Phänomen geworden.
Dabei vertritt Takaichi lediglich das, was in vielen Ländern als selbstverständlich gilt: die Verteidigung nationaler Interessen, eine realistische Einschätzung geopolitischer Bedrohungen und die Besinnung auf traditionelle Werte. Ihre Forderung nach höheren Militärausgaben angesichts der chinesischen Expansion erscheint geradezu zwingend – während Deutschland seine Bundeswehr systematisch kaputtgespart hat.
Ein Vorbild für Europa?
Während in Deutschland die Politik immer noch von ideologischen Grabenkämpfen über Gendern, Klimaneutralität und andere Luxusprobleme dominiert wird, zeigt Japan, wie eine ernsthafte Auseinandersetzung mit realen Bedrohungen aussehen könnte. Takaichis China-kritische Haltung und ihr Bekenntnis zur amerikanischen Allianz mögen in Berlin Stirnrunzeln hervorrufen – in der Realität geopolitischer Machtverschiebungen sind sie jedoch schlicht vernünftig.
Besonders pikant: Während Deutschland nach der Fukushima-Hysterie 2011 kopflos aus der Kernenergie ausstieg – bei gerade einmal einem bestätigten Todesfall durch Radioaktivität –, hält Japan trotz dieser Katastrophe an einer rationalen Energiepolitik fest. Ein Lehrstück dafür, wie unterschiedlich Gesellschaften auf Krisen reagieren können.
Die Spaltung als Chance
Dass Takaichi die japanische Gesellschaft spaltet, wird ihr von Kritikern zum Vorwurf gemacht. Doch ist nicht gerade diese Polarisierung ein Zeichen lebendiger Demokratie? In Zeiten, in denen der politische Mainstream zur Einheitsmeinung tendiert, braucht es Persönlichkeiten, die den Mut haben, unbequeme Wahrheiten auszusprechen und etablierte Dogmen zu hinterfragen.
Ob Takaichi tatsächlich Premierministerin wird, bleibt abzuwarten. Die parlamentarischen Hürden sind hoch, die Widerstände beträchtlich. Doch allein ihre Kandidatur sendet ein Signal: Die Zeit der politischen Beliebigkeit könnte auch in Japan zu Ende gehen. Ein Vorbild, von dem sich Europa eine Scheibe abschneiden könnte – wenn es denn den Mut dazu hätte.
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