Europas größter Motorradhersteller KTM in schwerer Finanzkrise
Die österreichische KTM AG, Europas führender Motorradhersteller, steht vor massiven finanziellen Herausforderungen. Nach Angaben der Konzernmutter Pierer Mobility würde dem Unternehmen ein hoher dreistelliger Millionenbetrag fehlen. Die Situation sei so ernst, dass der Vorstand bereits für kommenden Freitag einen Antrag auf ein gerichtliches Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung plane.
Dramatische Einschnitte bei Personal und Produktion
Die Krise beim traditionsreichen Motorradbauer zieht weitreichende Konsequenzen nach sich. Besonders dramatisch dürfte sich die Situation für die Belegschaft entwickeln. Von den derzeit noch etwa 5.000 Beschäftigten sollen nach der geplanten Entlassungswelle nur noch 4.000 Mitarbeiter übrig bleiben. Zwischen Weihnachten und Ende Februar müssten die Produktionsbänder komplett stillstehen - ein beispielloser Vorgang in der Unternehmensgeschichte.
Überkapazitäten als Hauptproblem
Die Gründe für die prekäre Situation seien vielschichtig. Ein Hauptproblem stelle die massive Überproduktion dar, besonders im Bereich der E-Bikes. Die Situation sei so dramatisch gewesen, dass das Unternehmen im Frühjahr bereits mehr als 11.000 E-Bikes kostenlos an die eigene Belegschaft verschenkt habe - dies entspräche etwa einem Viertel der Halbjahresproduktion.
90-Tage-Plan zur Rettung
Nach Einreichung des Sanierungsantrags plane KTM, innerhalb von 90 Tagen einen Sanierungsplan mit den Gläubigern zu vereinbaren. Durch eine "Redimensionierung" der Gruppe solle nicht nur der Bestand gesichert, sondern auch die Basis für eine Neuausrichtung geschaffen werden.
Die Betriebsleistung könnte sich durch die geplanten Maßnahmen um etwa eine Milliarde Euro verringern.
Wirtschaftliche Gesamtsituation in Österreich
Die Schieflage bei KTM reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung der österreichischen Wirtschaft ein. Die Zahl der Firmeninsolvenzen sei in den ersten neun Monaten 2024 im Vergleich zum Vorjahr um fast 25 Prozent auf 4.895 gestiegen. Besonders alarmierend: Die Anzahl der Großinsolvenzen bei Unternehmen mit mehr als zehn Millionen Euro Kapital habe sich nahezu verdoppelt.
Gewerkschaft fordert staatliche Intervention
Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) reagierte bereits auf die dramatische Situation. Dessen Präsident Wolfgang Katzian fordere ein umfassendes staatliches Konjunkturpaket zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts und der Arbeitsplätze. Die aktuelle Entwicklung zeige einmal mehr die Notwendigkeit einer grundlegenden Reform der Wirtschafts- und Steuerpolitik in Österreich.
Die kommenden Wochen dürften für den Traditionshersteller KTM entscheidend werden. Von der erfolgreichen Umsetzung des Sanierungsplans hänge nicht nur die Zukunft tausender Arbeitsplätze ab, sondern auch die Position Österreichs als bedeutender Standort der europäischen Motorradindustrie.
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