Erdogans riskantes Spiel: Türkei verstärkt Beziehungen zu China trotz NATO-Mitgliedschaft
Die türkische Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdogan setzt ihre umstrittene außenpolitische Strategie der Annäherung an China und Russland unbeirrt fort. Der türkische Verteidigungsminister Yasar Guler betonte kürzlich, dass die NATO-Mitgliedschaft seines Landes einer Zusammenarbeit mit der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) nicht im Wege stehe.
Türkei zwischen NATO und China - Ein gefährlicher Spagat?
Die SOZ, 2001 von China und Russland gegründet, gilt als Gegengewicht zu westlich dominierten Organisationen. Dass ausgerechnet die NATO-Nation Türkei nun eine engere Anbindung an dieses Bündnis sucht, sorgt im Westen für Irritationen. Besonders brisant: Die Organisation steht für illiberale Werte und wird von vielen als Zufluchtsort für Staaten gesehen, die sich westlicher Kontrolle entziehen wollen.
Wirtschaftliche Interessen als treibende Kraft
Die türkische Wirtschaft kämpft derzeit mit erheblichen Problemen. Die Inflation liegt bei über 60 Prozent, die Landeswährung ist schwach. Vor diesem Hintergrund erscheint die Hinwendung zu China durchaus rational: Das Reich der Mitte soll dringend benötigte Investitionen in Schlüsselsektoren wie Solarenergie, Kernkraft und künstliche Intelligenz bereitstellen.
Die chinesisch-türkischen Wirtschaftsbeziehungen haben sich in den vergangenen Jahren deutlich intensiviert. Zahlreiche hochrangige türkische Minister reisten nach Peking, um die Zusammenarbeit weiter zu vertiefen.
Geschicktes Taktieren im Automobilsektor
Ein Paradebeispiel für die sich verstärkende Kooperation ist die Vereinbarung mit dem chinesischen Automobilhersteller BYD zum Bau einer Produktionsanlage in der türkischen Provinz Manisa. Während die EU protektionistische Maßnahmen gegen chinesische E-Auto-Importe ergreift, nutzt die Türkei geschickt ihre Position: Dank der Zollunion mit der EU können in der Türkei produzierte Fahrzeuge zollfrei in die EU exportiert werden.
Strategische Dimension der Annäherung
Erdogans China-Strategie geht jedoch weit über wirtschaftliche Aspekte hinaus. Die Türkei versucht offenbar, ihre Position gegenüber dem Westen durch die Annäherung an China zu stärken. Diese Taktik hat sich bereits beim NATO-Beitritt Schwedens bewährt: Erst nach türkischer Zustimmung wurden wichtige Rüstungsgeschäfte mit den USA möglich.
Risiken für die westliche Wertegemeinschaft
Diese Entwicklung birgt erhebliche Risiken für die westliche Wertegemeinschaft. Die Türkei als NATO-Mitglied könnte zunehmend als "trojanisches Pferd" chinesischer Interessen fungieren. Besonders problematisch erscheint dabei die mangelnde Beachtung westlicher Produktions- und Arbeitsstandards in der Türkei - ein Umstand, den China clever für seine Expansionsstrategie zu nutzen weiß.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob Erdogans riskanter Balanceakt zwischen West und Ost aufgeht oder ob die Türkei damit ihre Position in der NATO nachhaltig schwächt. Eines scheint jedoch bereits jetzt klar: Die strategische Bedeutung der Türkei als Brücke zwischen Europa und Asien wird weiter zunehmen.
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